Karl Knopf
Klang und Technik
Teil 1: Weiches Messen - hartes Hören?
Technik als Kunstform
Die Ingenieure, deren Werk
wir hier beurteilen wollen, haben
die Technik der Reproduktion
als eigenständige Kunstform
zwischen dem Inhalt der
Musik und dem Hörer etabliert.
Die Betrachtung der physikalischen
Grundlagen sollte folglich
dem besseren Verständnis und
damit dem Respekt den HiFi-
Entwicklern gegenüber dienen,
da sie deren Handwerk ein
wenig genauer beleuchtet
und so die Komplexität der
Materie verständlich macht.
(...)
Alles nur Geschmacksache?
Der Vergleich von Minimalkonzepten,
wie dem von Nelson
Pass, mit hoch komplexen wie
denen von Mark Levinson oder
Boulder, erhält auf diese Weise
eine völlig andere Grundlage,
welche die Konzepte gleichwertig
und erklärter Weise nebeneinander
stehen lässt, und das
Verhältnis von handwerklichem
Aufwand zum geforderten Preis
bei gleichermaßen gutem Klang
differenzierter darstellbar
macht.
Der reinen Subjektivität, welche
alles als Geschmackssache
darstellt, wird auch ein Riegel
vorgeschoben, indem die Messtechnik
einen Rahmen vorgibt,
der bestimmt, welche Spielregeln
als absolut verbindlich zu
betrachten sind. So wird verhindert,
dass — ähnlich dem gepanschten
Wein — die Klangregelung
hinterrücks wieder eingeführt
wird und als Etikettenschwindel
den Konsumenten
böswillig täuscht.
Aber auch einer Überbewertung der Messtechnik soll Einhalt geboten werden, da oftmals erst nach einer Messmethode gesucht werden muss, welche das bereits Gehörte richtig beschreibt. Die Messung ist immer ein Korrektiv, welches dem Entwickler als Rückkopplung dient, um das vollbrachte Werk zu prüfen und gegebenenfalls zu verbessern. (...)